Gefühle wahrnehmen: Diese 3 Übungen erleichtern dir den Zugang

von | 23. Apr 2024 | Gesundheit, Persönlichkeit

Auf einem Zeigefinger sitzt ein grauer Schmetterling

Übungen und Gedankenspiele unterstützen dich beim Wahrnehmen deiner Gefühle. Der Zugang zu ihnen wird dir erleichtert und du lernst, mit ihnen umzugehen. Gefühle können schnell in den Hintergrund rücken, wenn du vielbeschäftigt bist und dich nicht mit ihnen auseinandersetzt. Auch gibt es Situationen, wie zum Beispiel einen Todesfall oder eine Traumaerfahrung, in welche sich der Körper durch eine innere Leere schützt. Verlierst du den Zugang zu deinen Gefühlen, können daraus psychische Probleme entstehen.

Gefühle sind etwas sehr Abstraktes. Keiner kann sie direkt sehen und angreifen. Sie werden subjektiv erlebt und spielen sich im Inneren eines Menschen ab. Erkennen und verstehen lassen sie sich über die Mimik, Gestik, Handlungen und Verhaltensweisen. Da Gefühle nicht mit der Logik und dem Verstand vereinbar sind, werden sie häufig auch zurückgedrängt.

Für die körperliche und psychische Gesundheit brauchen wir sie allerdings.

Ein Mensch könnte ohne Gefühle nicht überleben. Denn hättest du zum Beispiel keine Angst, würdest du eine Menge Risiken eingehen. Dann wäre dir eine giftige Schlange, ein großer Bär, ein heranrasendes Auto oder ein Sprung in die Tiefe gleichgültig.

Ohne jegliche Gefühlsregung könntest du auch nicht in Interaktion mit anderen treten. Du würdest auf Freude, Wut, Trauer, etc. nicht reagieren und wärst nicht in der Lage, Liebe zu spüren.

Ohne Gefühle wäre es nicht möglich, Bedürfnisse auszudrücken. Sie sind wichtig, damit du weißt, was dein Körper und deine Seele brauchen. Das heißt:

  • Wenn du müde bist, gehst du schlafen.
  • Wenn du dich nach einer Umarmung sehnst, drückst du dieses Gefühl gegenüber einem anderen Menschen aus.
  • Wenn dir kalt ist, ziehst du etwas an.
  • Wenn du Hunger hast, isst du eine Kleinigkeit.
  • Wenn du traurig bist, weinst du.

Gefühle helfen dir, Entscheidungen zu treffen. Du brauchst sie, damit du weißt, was du als Nächstes machen möchtest. Es sind immer die inneren Impulse, die dich weiterbringen. Entscheidungen entstehen aus einem Bedürfnis heraus. Der Verstand kann dir nicht sagen, welche Schritte du gehen sollst.

Woher kommt eine Gefühlslosigkeit?

Ein schwarz-weißes Bild, auf dem die Augen einer Frau zu sehen sind

Gefühle wahrnehmen fällt vielen Menschen schwer. Sie haben sich selbst soweit konditioniert, dass sie im Alltag funktionieren und das tun, was von ihnen verlangt wird. Manche wollen die gesellschaftlichen Erwartungen erfüllen und anerkannt werden, andere haben häufig auch Angst.

Das kann die Furcht davor sein, einen Menschen zu verlieren oder nicht mehr dazuzugehören. Das Ergebnis daraus ist, nicht NEIN sagen zu können, sich ständig zu überarbeiten, oder andere Verhaltensweisen und Handlungen, die den Zugang zu den eigenen Gefühlen blockieren.

Viele wissen daraufhin nicht, welche Bedürfnisse sie eigentlich haben, weil alles überdeckt wird.

Wenn du deinen Gefühlen bisher keine Beachtung geschenkt hast und eventuell sogar aus Angst verschiedene Dinge tust oder unterlässt, wird es Zeit und Geduld brauchen, um dich wieder mit ihnen zu verbinden. Mithilfe von Übungen und Gedankenspielen kannst du es aber schaffen.

Ist Angst der Grund, warum du alle anderen emotionalen Regungen nicht spürst, ist zuvor eine Auseinandersetzung mit genau diesem Gefühl unbedingt notwendig. Beantworte für dich selbst folgende Fragen:

  • Wovor genau hast du Angst?
  • Ist die Situation wirklich so problematisch, dass du nicht anders handeln kannst?
  • Was würde schlimmstenfalls passieren, wenn du zum Beispiel alleine da stehst, den Job oder das Eigenheim/die Wohnung verlierst?
  • Welche Möglichkeiten hast du, wenn ein solcher Fall eintritt?

Vergiss dabei nicht, dass es immer einen Ausweg gibt. Gerade in der westlichen Gesellschaft haben wir ein Sozialsystem und ausreichend Unterstützung, so dass Menschen in schwierigen Situationen Halt finden. Wenn du dich auf Eventualitäten vorbereiten kannst, wirst du merken, dass die Angst abnimmt. Anstelle dessen lässt du den Mut zur Veränderung zu.

Neben der Angst können unter anderem auch traumatische Erfahrungen, ein hohes Arbeitspensum oder ein jahrelanges Unterdrücken von Gefühlen ein Grund für die fehlende Wahrnehmung sein.

Welche Übungen kannst du machen, um deine Gefühle wieder wahrzunehmen?

Eine Frau, die ein Notizbuch auf ihrem Schoß liegen hat und mit beiden Händen einen Stift hält

Jeder Mensch hatte im Leben schon mal Gefühle, die er gespürt und ausgedrückt hat. Egal, ob es Wut, Trauer, Angst, Schuld, Freude, Liebe oder Hoffnung war. Das bedeutet, dass du die Palette an Gefühlen kennst. Sie sind dir vertraut. Die Aufgabe ist es nun, diese Gefühle wieder an die Oberfläche zu holen.

Am Anfang tastest du dich langsam heran, indem du dir gedanklich verschiedene Szenarien vorstellt. Es dient dazu, dass du die Gefühle spürst und mit ihnen in Resonanz gehst. Die Übungen zielen also darauf ab, mit Situationen und Erinnerungen zu spielen. Begebe dich dafür in einen entspannten Zustand:

  1. Mache es dir im Sitzen gemütlich.
  2. Schließe deine Augen und atme durch die Nase tief in den Bauch ein und dann wieder aus.
  3. Richte danach deine Aufmerksamkeit auf die Sitzfläche, auf der du sitzt und spüre, wie sich das anfühlt.
  4. Wenn du deinen Körper gut genug wahrgenommen hast, dann gehe gedanklich zu einer Situation, in welche du richtig wütend warst. Es kann auch eine Person sein, die dich aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
  5. Erinnere dich an diese Situation so genau wie möglich. Spüre tief hinein, bis du merkst, dass du wütend wirst. Auch wenn es ein negatives Gefühl ist, genieße und fühle es.
  6. Hast du genug, dann konzentriere dich wieder auf deinen Körper, atme tief ein und aus und komme langsam zurück ins Hier und Jetzt.

Führe diese Übung auch mit allen anderen Gefühlen durch. Je mehr du dich damit befasst, umso stärker wird der Zugang zu ihnen.

Bei der zweiten Übung geht es darum, den aufkommenden Gefühlen einen Wert zu geben. Du versuchst sie zu kategorisieren und sie für dich zu verstehen. Wir nehmen jetzt das Gefühl der Freude.

  • Durchlaufe nochmals die erste Übung und ersetze die Wut durch Freude.
  • Spüre tief hinein und bleibe die ganze Zeit über in diesem Gefühl.
  • Überlege nun, wie das Wort Freude für dich aussieht. Was verbindest du damit? Wie drückst du deine Freude aus? Welche zukünftigen Erlebnisse könnten das Gefühl in dir auslösen? Was macht eine Freude mit dir?
  • Beschäftige dich intensiv damit.
  • Stelle dir das ganze realistisch vor, mit verschiedenen Farben, Bildern, Geräuschen, Personen.

Wenn du deiner lebhaften Vorstellung freien Lauf gelassen hast und fertig bist, dann nimm deine Umgebung wieder wahr und komme zurück in die Gegenwart.

Die dritte Übung schließt an die vorhergehende an und ist wichtig, damit du lernst, mit den aufkommenden Gefühlen richtig umzugehen. Sie dient nur als Beispiel. Du kannst dir auch eine andere Situation vorstellen.

  • Du gehst jetzt gedanklich ein Szenario durch, in welchem du einen Verlust in Form einer Trennung erleidest. Das kann der Job oder die Partnerin/der Partner sein.
  • Gehe tief in das Gefühl von Enttäuschung und Trauer hinein.
  • Tauche soweit ein, ohne dich dabei selbst zu verlieren. Halte dich – bildlich gesprochen – über Wasser.
  • Betrauere die Situation, indem du deine Enttäuschung ausdrückst und weinst.

Wenn du dieses Szenario voll und ganz durchlebt hast, verbinde dich wieder mit der Realität.

Die dritte Übung hilft dir dabei, unmittelbar in der Situation zu reagieren, anstatt deine Gefühle zu unterdrücken oder sie dauerhaft mit dir herumzuschleppen. Sie ist auch gut geeignet, wenn du Grenzen setzen oder dich nicht persönlich angegriffen fühlen möchtest.

Du stellst dir die passende Reaktion so oft vor, bis du sie in der Realität anwenden kannst.

 

Was sind die Folgen, wenn du keinen Zugang zu deinen Gefühlen hast?

Auch wenn uns Bezugspersonen und viele andere Menschen etwas anderes vermitteln, ist es doch sehr wichtig, seine eigenen Gefühle zu leben. Tust du das nicht, werden sie sich über kurz oder lang über einen anderen Weg bemerkbar machen.

Meist ist das dann mit Chaos, Schmerz und viel Leid verbunden.

Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken und nicht wahrnehmen, haben selten Zugang zu ihren Bedürfnissen. Sie wissen gar nicht, was sie für sich selbst wollen. Ihr Leben wird von anderen bestimmt. Sie merken zwar, dass sie unglücklich sind, bringen es aber nicht mit Gefühlen und Bedürfnissen in Verbindung. Sie geben die Verantwortung über sich selbst an andere ab.

Das führt dazu, dass sie jene Situationen wählen müssen, die von den Eltern oder anderen Menschen bestimmt wird. Dazu gehören unter anderem der Job, Wohnort, die Partnerschaft, Ehe, Kinder, etc.

Sie leben weder ihre Berufung, noch gestalten sie ihr Leben selbst.

Aufgrund dessen werden sie im weiteren Verlauf immer frustrierter und unzufriedener. Sie geben anderen die Schuld und fühlen sich als Opfer der Umstände. Je stärker sie ihre Gefühle und Bedürfnisse unterdrücken, desto höher ist die Gefahr, psychisch und körperlich krank zu werden.

Nicht selten sind solche Menschen depressiv, ängstlich und süchtig. Sie bekommen Schmerzen, fühlen sich energielos und niedergeschlagen. Im schlimmsten Fall erkranken sie an Krebs oder erleiden einen Schlaganfall.

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